WARUM EGG?

Um Weihnachten 2013 ist bei mir das starke Gefühl da gewesen: ich will einmal nach Afrika, will dort längere Zeit verbringen, an der Wiege der Menschheit; ich will die Natur und die Tierwelt dort hautnah miterleben, will „Afrika“ verstehen und in den Kontinent eintauchen. Damals habe ich bei unterschiedlichen Organisationen und Projekten in Österreich nachgefragt und mich erkundigt, allerdings nichts Passendes gefunden, das mich angesprochen hätte.

Im März 2014 habe ich im Rahmen meines Studiums den Gründer und Obmann eines Vereins kennengelernt, der seit knapp 10 Jahren mit Menschen in Tansania an einem Projekt zusammengearbeitet hatte. Im Herbst 2014 haben mich Francis Charles Mlokota, der Schuldirektor in diesem Projekt und Br. Samuel Mparange, der Gründer der Better Life Foundation, eingeladen, Zeit in ihrem Projekt in Itete zu verbringen und dort mitzuarbeiten.

Im März 2015 habe ich zum ersten Mal drei Monate in Tansania verbracht. Meine Idee ist es gewesen, mit den Menschen dort zu leben, in Verbindung mit ihnen zu treten, ihren Alltag kennenzulernen und ein wenig als Lehrer an einer Secondary School zu unterrichten.
Ich beobachte gerne, ausgiebig und gut – das habe ich in Itete auch gemacht. Nach zwei Wochen bin ich dazu übergegangen, zusätzlich Fragen zu stellen. Ich wollte wissen und verstehen, warum bestimmte Dinge auf bestimmte, für mich sehr komplizierte Art gemacht werden. Sehr oft habe ich gehört: „Das macht man doch so.“ Ich habe verstanden, dass dies die gewohnte Art war und auch die einzige, die die Menschen dort gekannt haben.

Das ist der Moment gewesen, als ich begonnen habe, mit den Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, Alternativen zu betrachten und sie zu ermutigen, andere und neue Wege auszuprobieren. Nur was man selbst erlebt hat, kann man beurteilen und mit anderem vergleichen – das ist meine feste Überzeugung als Erlebnispädagoge.
Mein Ziel dabei ist es gewesen, den Menschen neue Werkzeuge in die Hand zu geben, um alternative Lösungswege zu sehen und damit auch die Möglichkeit zu bekommen, selbst zwischen verschiedenen Optionen entscheiden zu können. Dieses Bewusstsein, eine Wahl zu haben, gibt meiner Ansicht nach Freiheit und macht es möglich, einen weiteren Schritt in Richtung Selbständigkeit zu gehen.

Auf diese Art habe ich die Menschen in Itete mehr als fünf Jahre begleitet, habe in diesen fünf Jahren an die 15 Monate in Tansania verbracht und auch aus Österreich das ganze Jahr über das Projekt hauptverantwortlich betreut und begleitet. Ein paar weitere Monate habe ich Uganda, Südafrika, Botswana, Sambia, Simbabwe, Mosambik und Malawi bereist und dort Land und Leute kennengelernt.

Einmal pro Jahr habe ich interessierte Personen aus Österreich mitgenommen, sie für ein paar Wochen in Itete im Projekt begleitet und das Land Tansania hautnah erleben lassen. Mit diesem Angebot habe ich Verbindung ermöglicht, etwas, das in unserer Zeit in Österreich gefühlt immer weniger wird. Gemeinschaft ist dort kein theoretischer Begriff, sondern eine Lebensweise, die vor allem in ländlichen Gegenden praktiziert wird. Menschen sind füreinander da und unterstützen einander.

Ich habe in diesen Jahren in Tansania Freunde gefunden, viele Verbindungen zu mir wichtigen Menschen aufgebaut, habe vor allem die Kinder dort in mein Herz geschlossen. Sie haben mich Swahili gelehrt, ich habe ihnen dafür Englisch beigebracht. Gemeinsam haben wir immer wieder stundenlang gespielt, gezeichnet und getanzt, und ich habe gefühlt, wie offen sie für Neues sind.

Oft habe ich in Itete auch das Gefühl wahrgenommen, dass ich mit dem, was ich in meinem Leben gelernt, was ich bisher gearbeitet habe, was ich an Eigenschaften, Kompetenzen und Fähigkeiten mitbringe, dort genau richtig bin. Außerdem ist mir Lernen und Entwicklung ein ganz wichtiges Anliegen, und ich habe in der Arbeit in Tansania und speziell mit und von den Menschen in Itete schon soo Vieles lernen dürfen. Dafür bin ich extrem dankbar.

Im Sommer 2019 ist durch strukturelle Veränderungen meine Arbeit im Projekt immer schwieriger geworden, Mitte 2020 habe ich sie schweren Herzens beendet. Geholfen hat mir in dieser Zeit, dass ich gewusst habe, wie vielen hunderten Menschen, vor allem Schülerinnen und Schülern, ich schon ein besseres Leben ermöglicht hatte.

Ende 2020 habe ich Itete zum ersten Mal nur für mich aufgesucht, um Offenes abzuschließen und die Menschen wieder zu sehen, die mir am Herzen liegen. Ich hatte den Wunsch, ein Gefühl dafür zu bekommen, ob und wenn ja, wie ich die Menschen in der Region weiter unterstützen möchte.
Das Resultat dieser Reise, die schon Jahre zuvor begonnen hatte: der Verein „Entwicklungsschritte gemeinsam gehen“, mit dem ich gemeinsam mit lieben Freunden aus Österreich Menschen in Tansania unterstützen und begleiten werde.

Wir wollen gemeinsam lernen, von- und miteinander, wir wollen gemeinsam Entwicklungsschritte gehen und gleichwertige Partner auf dem Weg in die Zukunft sein.