Vitumbua, Bajaj und Seifenblasen

Eine Reise nach Tansania

Mambo! 1

Ursprünglich wollte ich einen ganz „normalen“ Reisebericht über unsere Reise mit Wolfgang(i) durch Tansania und Sansibar im Juli 2025 schreiben …

Doch wie und was schreibt man über drei eindrucksvolle und beeindruckende, ungewöhnliche und außergewöhnliche, anstrengende und herausfordernde Wochen? Würde ich alles schreiben, was mich bewegt, interessiert, aber durchaus auch gestresst hat – dann hätte ich Stoff für ein kleines Buch… 🙂

Also habe ich mich dazu entschieden, Situationen und Momente zu teilen, die sich aus unterschiedlichen Gründen besonders eingeprägt haben.

Dieses Wackeln nennt man angeblich „afrikanische Massage“. Hat seine Berechtigung… 🙂

Wie zum Beispiel die Fahrten mit den Bajaj. 

Bajaj sind dreirädrige, überdachte Motorräder, die als Taxis im Einsatz sind – wir haben sie vor allem in Daressalam, Morogoro und Ifakara genutzt. Transportiert werden damit – nun ja 2-3 Personen (bei 3 wird es schon eng) exklusive Fahrer. Aber wie überall in Tansania gilt auch hier: so viele wie irgendwie reingehen, egal ob im Bus, im Auto oder eben in ein Bajaj. Höchste Passagieranzahl, die ich erlebt habe, war: fünf Personen. Exklusive Fahrer versteht sich. Das war eng, lustig und verrückt. Es wackelt, es stinkt, es ist laut, es ist unsicher (vor allem im Wahnsinnsverkehr von Daressalam, wo Verkehrsregeln eher als Empfehlungen verstanden werden), aber es war dennoch meine bevorzugte Fortbewegungsart.

Unsere Reise führte uns zu Beginn drei Tage lang mit Taxi, Zug, Taxi, Bajaj, Bus, Bajaj noch einmal Bus und Auto von Daressalam über Morogoro und Ifakara nach Itete, wo wir knapp zehn Tage Gäste im Pfarrhaus waren. Meine Bleibe für diese Tage war – einfach. Seither schätze ich wieder sehr viel mehr: funktionierende Waschbecken, sauberes Toilettenpapier, Mistkübel, Moskitonetze ohne Löcher und Fenster ohne Löcher (Stichwort: „Elfi“. So habe ich meine Mitbewohnerin, eine kleine Eidechse, getauft) und – eine warme Dusche!!! Wettgemacht wurde diese Herausforderung durch die wunderschöne Natur rundherum, einen Sternenhimmel, wie ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen habe – und meine fortan geliebten Vitumbua. Diese aus Reis und Kokosmilch hergestellten Küchlein, die in Fett gebacken werden, waren und sind fortan eines meiner Soul Foods und werden mibleibender Erinnerung bleiben.  Ein Bild, das Gelände, Stein, draußen, Kanne Topf enthält.

KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

So wie Njiwa. 

Etwa 15 Autominuten oder 10 Motorradminuten von Itete entfernt liegt Njiwa, dieser wunderschöne2 Flecken Erde, auf dem derzeit die Rising Stars English Medium School entsteht.

Hier lebt Francis 3 mit seiner Familie. Bei unserem ersten Besuch werden wir in sein Haus eingeladen, von seiner Familie herzlich begrüßt und bewirtet, und Francis zeigt uns das gesamte Areal: wo die Schule, die Unterkünfte und Büros der Lehrer (wo im Juli noch Schweine wohnten), der bewirtschaftete Garten entstehen werden,  wo sein ehemaliges Haus und der Brunnen sind. Und er erzählt uns von den vielen Plänen, die er hat. Wir arbeiten unter einem Mangobaum. Vor seinem Haus kann man weit in das Tal schauen, Rinderherden neben Motorrädern passieren uns ganz selbstverständlich. 

Die untergehende Sonne, die rote Erde, die Weite und die staubige Luft … atemberaubend! 🙂

Genauso wie die Menschen. 

Auch sie habe ich als atemberaubend empfunden, tatsächlich manchmal auch literally. Njiwa liegt mitten in Tansania und ist fernab aller touristischer Destinationen Tansanias. Menschen mit heller Haut gibt es dort einfach nicht. Eine Gruppe von fünf Menschen mit heller Haut fällt daher auf. Und das habe ich primär mal gar nicht so angenehm empfunden. Und mir, ehrlich gesagt, auch im Vorfeld gar nicht überlegt. Ich tauche gerne in einem Land und die Abläufe da ein, mache mich möglichst nicht als Besucherin erkennbar – das konnten wir aber nicht, wir waren immer im Zentrum der Aufmerksamkeit, egal wohin wir kamen. Das war ungewohnt und manchmal auch unangenehm. Vor allem dort, wo sich viele Menschen auf uns „gestürzt“ haben, um uns etwas zu verkaufen, um uns zu helfen oder uns zu berühren. 

Die Situationen, in denen mir das nichts ausgemacht hat, waren jene mit Kindern. Wir haben insgesamt vier Schulen besucht, um die Möglichkeiten und Varianten Tansanias – von der Public School bis zur privaten Montessori Schule – kennenzulernen. Überall haben sich die Kinder mehr oder weniger auf uns gestürzt oder auf jeden Fall um uns geschart. 

Ein Moment, der mich lange beschäftigt hat, fand aber nicht in einer Schule statt, sondern direkt vor dem Pfarrhaus, in dem wir zu Gast waren. Direkt angrenzend war die Public School – in Pausen und nach der chule waren manchmal hunderte Kinder auf dem großen Platz zwischen Kirche und Haus. Wir hatten aus Österreich – auf Wolfgangs Impuls hinauf – Seifenblasen, Luftballons und Süßigkeiten mit.  

Seifenblasen sind eine faszinierende Sache, die Kindern auch bei uns gefällt, und oft auch Erwachsenen. Aber ich habe noch nie eine derartige Begeisterung für diese flüchtige Schönheit gesehen wie von diesen Kindern hier: nicht nur die ganz Kleinen, auch die Größeren waren fasziniert und begeistert, haben gelacht und sind gesprungen, um die Seifenblasen zu erwischen. Die Freude der Kinder, die Begeisterung für etwas so Einfaches, hat mich tatsächlich ziemlich erwischt. 

Und war ein ganz besonderer Moment, von unzähligen, die ich auf dieser Reise erleben durfte. 

Diese Reise war keine Urlaubsreise. Sie war keine Abenteuerreise. Sie war keine Arbeitsreise. Sie war das alles und doch etwas ganz Einzigartiges. Hingerissen und hergerissen zwischen Faszination und Unverständnis, zwischen Momenten des absoluten Glücks und dem Wunsch, doch bitte endlich unter eine warme Dusche zu kommen. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder kommen werde, aber ich weiß definitiv, dass diese Reise zu einem der wichtigsten, prägendsten Erlebnisse meines Lebens gehört.

Damit bin am Ende eines klitzekleinen Eindrucks von 23 Tagen im Juli 2025 in Tansania und auf Sansibar.

PS: Dabei habe ich noch nicht erzählt von Sansibar und dem wilden Fährenritt inklusive Särgen (mit Inhalt…) als Fracht. Ich habe noch nicht geschrieben von den drei Stunden Sonntagsmesse in Suaheli, ohne ein Wort zu verstehen, oder von dem kleinen Buben in der Schule, den ich am liebsten mitgenommen hätte. Von Zais Eltern und dem Besuch bei ihnen. Von der Löwenmama und ihren zwei Babys, die zum Greifen nah waren bis zu den zirkusreifen Zebras und den Giraffen-Jugendlichen. Und ich habe noch nicht erzählt von der wunderbaren Lodge in Morogoro, mitten in der Stadt und gleichzeitig mitten Dschungel. Vom herrlichen Essen. Von der Gewürzfarm auf Sansibar, dem Kloster in Daressalam oder Stone Town… von Daressalam, das ich gar nicht mochte, bis zu Ifakara, das ich sehr mochte. Und. So. Vieles. Mehr. 

PPS: Ich habe auch noch nicht darum gebeten, dass Sie sich das Projekt der Rising Stars English Medium School näher anschauen und vielleicht eine Spende als Weihnachtsgeschenk verschenken – oder so was in der Art 🙂 Tue ich aber hiermit 🙂 

Daniela Wandl, Oktober 2025

 1 Mambo! 

Das bedeutet „Wie geht’s?“, aber auch „Hallo!“. Es schwingt etwas Freundliches, fröhliches mit – wie überhaupt in der Sprache, die man Suaheli, Swahili, Kisuaheli oder Kiswahili nennt. 

2  Ich weiß, dass die Verwendung dieses Wortes keiner Deutschschularbeit genügen würde, allein wegen der oftmaligen Wiederholung. Aber es ist bewusst so oft gewählt, weil es einfach kein besseres Wort gibt, um diesen – wunderschönen (sic!) – Flecken Erde zu beschreiben. Wunderschön fand ich die Menschen hier fast durchwegs, vor allem die Kinder. Mädchen und Buben haben alle kurzgeschorenes Haar, bei Frauen sieht man oft ganz fantastische Frisuren oder Turbane. Die Kleidung war oft alt und abgetragen, auch die Schuluniformen. Wie früher bei uns, waren die schönsten Kleider, Anzüge oder auch nur Hemd und Hose in der Kirche am Sonntag zu sehen.

3  Francis Charles Mlokota wird die Schule leiten. Gemeinsam mit den Mitgliedern der beiden NGOs, federführend von Wolfgang, wird dieses Projekt entwickelt.